Innovationspreis Niedersachsen 2025
And the winners are...
Auch im Jahr 2025 wurde der Innovationspreis Niedersachsen verliehen – nach der erfolgreichen Neuausrichtung im vergangenen Jahr erneut in den Kategorien Schlüsseltechnologien sowie Wissens- und Technologietransfer. In diesem Jahr steht der Innovationspreis unter der Schirmherrschaft von Grant Hendrik Tonne, dem Niedersächsischen Minister für Wirtschaft, Verkehr und Bauen, sowie Falko Mohrs, dem Niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur.
Aus allen Einreichungen wurden pro Kategorie drei innovative Vorhaben ausgewählt, die bei der Preisverleihung am 4. November auf den Innovationspreis Niedersachsen hoffen konnten. Alle Projekte wurden im Rahmen der Preisverleihung durch hochwertige Imagefilme vorgestellt, die beiden Gewinnerprojekte jeder Kategorie erhalten darüber hinaus ein Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro.
DAs Siegerprojekt in der Kategorie
Schlüsseltechnologien
AVATAR – Neuartige Plattformtechnologie zur Entwicklung von RNA-Therapien
Avocet Bio entwickelt eine neuartige therapeutische Plattformtechnologie, mit der krankheitsverursachende RNA in lebenden Zellen gezielt erkannt und präzise deaktiviert wird, ohne das Erbgut zu verändern. Das Projekt mit dem Titel AVATAR (Avocet Adaptive Therapeutics for Advanced RNA-Regulation) nutzt erstmals das enzymatische System CRISPR/Cas13. Das System funktioniert unabhängig von Mutationen und ist somit jederzeit an neue Viren anpassbar.
Ursprünglich als antivirale Therapie gegen RNA-Viren wie SARS-CoV-2 entwickelt, arbeitet das Team derzeit an einem Einsatz beim Grippevirus Influenza A und erweitert zudem den Fokus gezielt auf weitere, auch nichtvirale Erkrankungen. Darüber hinaus schlägt die Plattform die Brücke zur gezielten RNA-Therapie, denn es kann auch krankmachende RNA-Transkripte direkt in menschlichen Zellen erkennen, wie sie bei genetisch oder molekular bedingten Erkrankungen auftreten. Der fundamentale Vorteil der Technik gegenüber etablierten Ansätzen besteht darin, dass auch komplex strukturierte oder schwer zugängliche RNA-Ziele effizient ohne genomische Eingriffe oder limitierende zelluläre Komponenten adressierbar sind. Zudem ließe sich das Prinzip auch auf andere Bereiche wie Tiergesundheit übertragen.
Diese Projekte waren außerdem nominiert
Mehr Präzision im Kunststoffrecycling dank neuartiger Hyperspektralkamera
HAIP Solutions hat eine neuartige Hyperspektralkamera mit nie da gewesener optischer Auflösung vorgestellt, die das industrielle Kunststoffrecycling effizienter macht und damit die Kreislaufwirtschaft verbessert. Heutige optische Sortiermaschinen können zwar die verschiedenen Kunststoffarten unterscheiden und sortieren. Aber auch kleinste Teile von Fremdkunststoffen müssen erkannt und entfernt werden, um die Rezyklate in lebensmitteltauglichen Recycling-Verpackungen verwenden zu können. Durch ihre detaillierten, hochauflösenden Bilder liefert die Kamera präzise Daten in Echtzeit, die es ermöglichen, hochreine Kunststoff-Fraktionen zu erhalten.
Die Neuerungen im Bereich der Hyperspectral Imaging Technologie bilden ein wichtiges Element zur Lösung des globalen Plastikmüllproblems. Indem sie Abfallaufbereitern die Möglichkeit bieten, Kunststoffe deutlich genauer zu sortieren, spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Recyclingeffizienz und tragen so zur Unterstützung einer Kreislaufwirtschaft bei, in der Kunststoffabfälle kontinuierlich wiederverwendet werden können. Neben dem Recycling ließe sich die Kameratechnologie aber auch in der Lebensmittelindustrie einsetzen, um beispielsweise Kunststoffpartikel in einem Lebensmittelproduktstrom zu erkennen und anschließend auszuschleusen, was wiederum kosten- und ressourcenintensive Rückrufe verhindern könnte.
Leichtbau-Flüssigwasserstofftanks für eine nachhaltige Luftfahrt
Durch die innovative Kombination von bereits für die Luftfahrt zugelassenen Materialien und Prozessen hat die Firma INVENT einen Tank aus Leichtbau-Material mit geringem Strukturgewicht für die Speicherung von flüssigem Wasserstoff hergestellt. Damit hat sie einen technologischen Beitrag geleistet, der maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung zukünftiger Verkehrsflugzeuge hat. Besonders wertvoll ist dabei die Verknüpfung der Schlüsselindustrien „grüne Energie“ und „Luftfahrttechnologie“ – und Möglichkeit zur Erweiterung der Anwendung auf die Raumfahrttechnologie und die Meerestechnik.
Mögliche Einsatzgebiete könnten kryogene Raumfahrt-Tanks sein, insbesondere in der Ariane Oberstufe. Auch als Wasserstoff- oder Ammoniakspeicher im Bereich der maritimen Wirtschaft sind sie denkbar. Die Erfahrungen in der Herstellung großer, dünnwandiger Niederdruckbehälter ließe sich zudem in Teilen voraussichtlich auch auf die hochratenfähige Fertigung zukünftiger Flugzeugrümpfe und weiterer Großbauteile wie Druckschotts oder Ruderschalen übertragen.
Das Siegerprojekt in der Kategorie
Wissens- und Technologietransfer
iGUARD – Inhalierbare RNA-Therapeutika zur gezielten Heilung von Lungenerkrankungen
In Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin entwickelt die Medizinische Hochschule Hannover neue RNA-Therapeutika für Menschen mit schweren Lungenerkrankungen, die gezielt an Krankheitsgene angepasst werden können und diese unterdrücken, um die Krankheit zu heilen. Eine spezielle und patentierte chemische Struktur der RNA ermöglicht die Inhalation der Therapeutika direkt in die Lunge – dadurch wird die Wirksamkeit erhöht und schwere Nebenwirkungen verringert. Aufgrund dieser Tatsache sowie durch die große Anpassungsfähigkeit ist die Technologie dazu geeignet, die Entwicklung weiterer antiviraler Therapien zu beschleunigen. Es ergibt sich ein hohes Plattformpotential der Technologie, die immer wieder an neue Lungenerkrankungen angepasst werden kann.
Die Kombination der internationalen medizinischen Grundlagenforschung der Medizinischen Hochschule Hannover und der angewandten Forschung des Fraunhofer ITEM im Bereich der Medikamentenentwicklung ermöglicht eine integrierte Entwicklung von Medikamenten, basierend auf klinischen Notwendigkeiten. Die Wirkstoffentwicklung erfolgt aus der klinischen Praxis heraus, bedient sich modernster RNA-Technologien und kann diese industrie- und pharmanah umsetzen.
Diese Projekte waren außerdem nominiert
WATERNET – Nachhaltige Wasserbedarfsplanung für Kommunen und Versorger
Das Tool WATERNET ist ein innovatives Verfahren zur Ermittlung zukünftiger Wasserbedarfe auf lokaler und regionaler Ebene. Es wird in Zusammenarbeit mit Wasserversorgern und ländlichen Kommunen in Niedersachsen eingesetzt. Das Tool verbindet Wasserverbrauchsdaten mit Klima-, Bevölkerungs- und Wirtschaftsdaten und erstellt daraus Szenarien, die auch lokale Dynamiken und Trends wie z.B. die Entwicklung bei Neubauten oder Folgen der Pandemie abbilden. Es ermöglicht eine kleinräumige, detaillierte Prognose auch für Gebiete von nur 500 Quadratmetern. WATERNET verbindet datengetriebene Forschung mit direktem Nutzen für kommunale Praxis und Versorgungswirtschaft und lässt sich auch auf andere Fachbereiche übertragen.
Bisher wurde WATERNET in Zusammenarbeit mit Wasserversorgern wie dem Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband, den Stadtwerken Bremen und verschiedenen ländlichen Kommunen in Niedersachsen eingesetzt. Die Methode lässt sich allerdings auch auf andere Regionen übertragen und für weitere Verbrauchssektoren wie Industrie oder Tourismus erweitern. Zukünftige Entwicklungen sollen die Kopplung mit Echtzeitdaten, eine stärkere Einbindung KI-gestützter Aspekte und die Erweiterung zu einem standardisierten Wasserbedarfsmonitoring beinhalten.
ASCEND – Exzellenzzentrum für erstklassige Versorgung bei Amputationen
In enger Allianz mit dem Prothetikunternehmen Ottobock entsteht ein Exzellenzzentrum für translationale Versorgung bei Amputationen und komplexen Extremitätenverletzungen. Chirurgische Innovationen, Neurotechnologie, Prothetik und digitale Rehabilitation werden zusammenführt. Kern des Zentrums sind hochpräzise Mensch-Maschine-Schnittstellen, wo Muskel- und Nervensignale direkt mit smarten Prothesen gekoppelt werden. Motorische Kontrolle und Sensibilität können da wiederhergestellt werden, wo konventionelle Methoden an ihre Grenzen stoßen. Die Versorgung von Patient*innen wird unter anderem auch durch KI-gestützte, personalisierte Reha-Maßnahmen verbessert.
Neben der Zusammenarbeit mit der Industrie (Ottoboc) setzt das Exzellenzzentrum auf intersektorale Vernetzung von Klinik (MHH) und Startups sowie den Kontakt zu internationalen Forschungspartnern. Damit vereint ASCEND alle relevanten Disziplinen bereits ab der Ideenphase im Team und lässt klinische Bedarfe, technologische Machbarkeit und wirtschaftliche Umsetzbarkeit parallel einfließen. Gemeinsam mit internationalen Partnern wie MIT und Harvard entstehen in ASCEND integrierte Versorgungslösungen, in denen Medizin, Prothetik, KI und Neurotechnik direkt am Patientenbett verschmelzen.
Innovationspreis 2024
Wer war letztes Jahr dabei?
Phaeosynt: Die Zukunft der veganen Antikörperproduktion
seedalive: KI-basierter Keimfähigkeitsschnelltest für Pflanzensamen auf Basis eines dynamischen Bioassays
DigiLoCs: Präzise Vorhersage von Wirkstoffmetabolismus mit digitalem Leber-on-Chip-Simulator
INLEAP® FASTLIGHT®: Die effiziente und nachhaltige Zukunft der laserbasierten Fertigung
Nano-Drug-Delivery: Mit Nanotechnologie alten Wirkstoffen neue Tricks beibringen
PEF-Technologie: KI-gestützte, akustische Qualitätskontrolle revolutioniert Kartoffelverarbeitung
Die Schirmherren
des Innovationspreises Niedersachsen
Falko Mohrs
Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur
Von der Theorie in die Praxis – das ist eine der größten Herausforderungen im Innovationstransfer. Der Innovationspreis Niedersachsen zeigt Jahr um Jahr, wie gut der Wissenstransfer von der Grundlagenforschung in die Praxis funktioniert und welche Potenziale der niedersächsische Wissens- und Innovationsstandort besitzt.
Grant Hendrik Tonne
Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Bauen
Für den Wirtschaftsstandort Niedersachsen sind innovative Ideen und Projekte eine wichtige Voraussetzung. Sie sind verantwortlich für die wirtschaftliche Weiterentwicklung und den Wohlstand unseres Landes. Nur mit ihrer Hilfe kann die vorhandene Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Niedersachsen erhalten bleiben.
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